Friedhof Ohlsdorf - Gegnerinnen des NS-Regimes im "Garten der Frauen"
Der "Garten der Frauen" ist ein Ort der Erinnerung mit Grabsteinen bedeutender Frauen vom Friedhof Ohlsdorf. Bis heute ist dieser Bereich eine Begräbnisstätte für Frauen. Hier stehen auch die historischen Grabsteine von weiblichen NS-Opfern und NS-Gegnerinnen. Träger des Gedenkortes ist der Verein Garten der Frauen e.V.. "Erinnerungssteine" aus Sandstein stehen für die nicht erhaltenen Gräber bedeutender Frauen. Sie sind zu einer "Erinnerungsspirale" gelegt und unterschiedlich gestaltet.
Erinnerungssteine
Ein Erinnerungsstein ist dem "Euthanasie"-Opfer Erna Hoffmann gewidmet. Sie kam mit weiteren Frauen im November 1941 aus der "Irrenanstalt" Rickling in die "Heil- und Pflegeanstalt" Pfafferode, wo sie durch Nahrungsentzug getötet wurde. Der Stein ist mit Glassplittern gefüllt und die Öffnung von Gitterstäben geschlossen.
Ein weiterer Erinnerungsstein erinnert an Margaretha Rothe, Gegnerin des NS-Regimes und Mitglied des Hamburger Zweigs der "Weißen Rose". Auch dieser Stein hat eine Öffnung: Wie beim Gedenkstein für Erna Hoffmann erinnert sie an ein Zellenfenster. In dem Stein für Margaretha Rothe hängt eine Schwalbe als Allusion auf die Flugblätter der "Weißen Rose". Ein ähnlicher zweiter Stein steht in dem Garten für die Lehrerin und Gegnerin des NS-Regimes Erna Stahl. Erna Stahl initiierte an der damaligen Oberrealschule für Mädchen im Alstertal einen oppositionellen Lesekreis, an dem auch Margaretha Rothe teilnahm. Die Erinnerungssteine für Margaretha Rothe und Erna Stahl entstanden in einem Kooperationsprojekt mit Schülerinnen und Schülern der Gymnasien Margaretha-Rothe und Alstertal.
Weitere Erinnerungssteine erinnern an folgende Frauen:
Dr. Margarete Adam, Hochschulleherin und Widerstandskämpferin;
Lonny Beese, jüdisches Opfer des Nationalsozialismus;
France Bloch-Sérazin, französische Widerstandskämpferin;
Martha Golembiewski, Zwangsarbeiterin;
Prof. Dr. Agathe Lasch, Hamburgs erster Lehrstuhlinhaberin an der Universität Hamburg und jüdisches Opfer des Nationalsozialismus;
Gertrud Lockmann, Bürgerschaftsabgeordnete der SPD und Widerstandskämpferin;
Elfriede Lohse-Wächtler, Malerin und "Euthanasie"-Opfer;
Dr. Martha Muchow, Psychologin und Gegnerin des Nationalsozialismus;
Marie Priess, Widerstandskämpferin;
Gerda Rosenbrock-Wempe, Widerstandskämpferin;
Renate Strübing-Wagner, Widerstandskämpferin;
Käthe Tennigkeit, KPD-Widerstandskämpferin;
Erinnerungstafeln mit Kurzbiografien der Frauen stehen an den historischen Grabsteinen von Yvonne Mewes, einer Gegnerin des NS-Regimes, der unter Gestapo-Aufsicht gestellten Ballettmeisterin Olga Brandt-Knack, der jüdischen Bildhauerin und Opfer des NS-Regimes Leonore Toepke, der jüdischen Malerin Gretchen Wohlwill, der jüdischen Musikerin Edith Weiss-Mann, der Leiterin des Volksdorfer Kinderheimes Hilde Wuff, deren Heim zum Zufluchtsort für Kinder kommunistischer inhaftierter Kinder wurde sowie der jüdischen Schaupielerin Charlotte Kramm.
Gedenkglaswürfel
Seit dem 8. Mai 2022 erinnert ein „Gedenkglaswürfel“ an die verstorbenen Säuglinge und Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof wurden 1943 bis 1945 250 Säuglinge und Kleinkinder und fünf ältere Mädchen und Jungen. Die meisten Gräber gibt es nicht mehr. Der Glaswürfel ist aus 257 kleinen bunten Glassteinen zusammengesetzt, die jeweils den Namen und das Alter eines Kindes tragen. Auf anderen Steinen befinden sich Zeichnungen, ein Stein steht für alle Kinder, zu denen nichts bekannt ist.
Zur Zwangsarbeit nach Hamburg verschleppte Frauen mussten kurz nach der Entbindung wieder schwere Arbeiten verrichten. Es wurde ihnen nicht ermöglicht, ihre Säuglinge ausreichend zu versorgen. Die meisten Kinder verstarben durch Vernachlässigung und Unterernährung.
Kontakt
Garten der Frauen e.V.
info@garten-der-frauen.de
www.garten-der-frauen.de
Öffnungszeiten:
Öffnung und Schließung der Tore (für KfZ):
9 bis 21 Uhr (April bis Oktober),
9 bis 18 Uhr (November bis März)
Führungen:
Es werden Führungen durch den Garten der Frauen angeboten.