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Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule

Gebäude der ehemaligen Israelitischen Töchterschule.
Gedenktafel an der ehemaligen Israelitischen Töchterschule.
Blick in die Ausstellung der ehemaligen Israelitischen Töchterschule.
Blick in einen Klassenraum der ehemaligen Israelitischen Töchterschule.

Die Israelitische Töchterschule entstand aus einem Zusammenschluss zweier kleinerer jüdischer Mädchenschulen und wurde am 20. April 1884 im neuen Gebäude vor dem Holstentor feierlich eröffnet. Schnell wuchs die Schülerinnenzahl an. Im Jahr 1900 wurde eine Turnhalle eröffnet, 1910 eine Lehrküche und Fachräume für den Chemie- und Physikunterricht eingerichtet. Dr. Alberto Jonas, der die Schule 1924 von Mary Marcus (1844–1930) übernommen hatte, reformierte die Schule dann nach den Erkenntnissen der modernen Mädchenbildung. Einer vierjährigen Grundschule folgten nun ein vierjähriger Volksschulzug und ein sechsjähriger Realschulzug.

Israelitische Töchterschule im Nationalsozialismus
Nach Machtantritt der Nationalsozialisten im Jahr 1933 verließen immer mehr Schülerinnen die Schule und flohen mit ihren Familien ins Ausland. Zugleich kamen Schülerinnen zur Israelitischen Töchterschule, die auf Basis der Nürnberger Gesetze allgemeiner Schulen verwiesen worden waren. Dr. Jonas und sein Kollegium versuchten, den Schülerinnen einen Schutzraum vor der alltäglichen Diskriminierung zu bieten und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Am 1. April 1939 wurden die noch circa 600 Schülerinnen in das Gebäude der Talmud-Tora-Schule am Grindelhof verlegt und mit der dortigen Jungenschule zusammengelegt. Auf Intervention des Hamburger Gauleiters der NSDAP, Karl Kaufmann, kehrten sie allerdings nach wenigen Monaten wieder in die Karolinenstraße zurück.

Deportationen
Es wurde versucht, trotz der zahlreichen Fliegeralarme, einen geregelten Schulbetrieb aufrecht zu erhalten. Nach dem Beginn der Deportationen im Oktober 1941 besuchten im Dezember 1941 nur noch 76 Kinder die Schule. Am 15. Mai 1942 musste die Schule dann das Gebäude in der Karolinenstraße verlassen. Nachdem am 30. Juni 1942 alle jüdischen Schulen im Deutschen Reich schließen mussten und der Unterricht für jüdische Kinder verboten worden war, wurden die meisten der letzten 76 Kinder und ihre Lehrer deportiert. Dr. Jonas starb 1942 im Getto Theresienstadt. In den letzten Kriegsjahren nutzte die Gestapo das Gebäude.

Nachkriegsnutzung
Nach Kriegsende zog eine Sprachheilschule in das Gebäude ein. 1981 wurde es unter Denkmalschutz gestellt und die historische Inschrift „Israelitische Töchterschule“ rekonstruiert. 1984 wurde eine Gedenktafel an der Fassade angebracht, Ende der 1980er-Jahre erfolgte der Ausbau zu einer Gedenk- und Bildungsstätte in Trägerschaft der Hamburger Volkshochschule. Seitdem finden dort Veranstaltungen im Rahmen politischer Bildung vor allem zu jüdischen Themen statt. Die Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule bietet auch Stadtrundgänge zur jüdischen Geschichte in Hamburg an. Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte der jüdischen Schulen in Hamburg. Der historische Naturkunderaum wurde originalgetreu restauriert und ist Teil der Ausstellung. Seit 1998 trägt das Gebäude Karolinenstraße 35 den Namen des letzten Schulleiters der Israelitischen Töchterschule, Dr. Alberto Jonas (1889–1942).

Ausstellung
Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule
St. Pauli
Karolinenstraße 35

Kontakt

Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Dr.-Alberto-Jonas-Haus Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Dr.-Alberto-Jonas-Haus

Karolinenstraße 35
20357 Hamburg
Telefon: 040-42841 1493

Öffnungszeiten:
Ausstellung „Jüdisches Schulleben am Grindel“
Dienstags 10 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung
Telefonische Sprechzeiten
Dienstags 12 bis 13.30 Uhr

Führungen:
Auf Anfrage werden Stadtgänge zum ehemaligen jüdischen Leben in Hamburg angeboten.

Kategorien:
Ausstellung