Gedenkort im ehemaligen Hof des Gerichtsgefängnisses in Altona
Der „Altonaer Blutsonntag“
Am 17. Juli 1932 marschierten 7000 SA- und SS-Männer uniformiert und teilweise bewaffnet durch Ottensen und Bahrenfeld in Richtung Altona. Starke Polizeikräfte schützten diesen öffentlich angekündigten Propagandamarsch, der eine gezielte Provokation im bekanntermaßen „roten Altona“ darstellte. Anhänger der Kommunisten und der „Antifaschistischen Aktion“ hatten Widerstand angekündigt.
In Altona-Altstadt kam es aus dem Umzug heraus zu gewalttätigen Übergriffen auf Passantinnen und Passanten. Heftige Auseinandersetzungen zwischen Zugteilnehmern und Gegendemonstranten folgten. Dabei fielen Schüsse. Die Situation eskalierte, als die Polizei massiv eingriff und in den winkligen Straßen und Gassen wahllos zu schießen begann. Bei dieser gewaltsamen Auseinandersetzung gab es 80 zum Teil schwer Verletzte und 18 Tote, darunter zwei SA-Männer.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme begann am 8. Mai 1933 der erste Prozess gegen 15 Angeklagte. Dafür wurde eigens ein Sondergericht im Gebäude des Landgerichts Altona eingerichtet, dem heutigen Amtsgericht in der Max-Brauer-Allee. Hauptvorwurf war die Ermordung der beiden SA-Männer. Am 2. Juni 1933 verurteilte das Sondergericht August Lütgens, Bruno Tesch, Karl Wolff und Walter Möller wegen angeblichen „gemeinschaftlichen Mordes“ an den beiden erschossenen SA-Männern zum Tode. Stichhaltige Beweise hierfür wurden nicht erbracht. Bei diesem ersten politischen Prozess einer den nationalsozialistischen Zielen dienenden Justiz sollte ein Exempel statuiert werden. Am 1. August 1933 wurden die vier verurteilten Männer auf dem Hof des benachbarten Gefängnisses mit dem Handbeil hingerichtet.
Erinnerung
Erst mehr als 60 Jahre später, am 13. November 1992, hob das Hamburger Landgericht die Urteile auf. Diese beruhten auf zweifelhaften Zeugenaussagen und manipulierten Beweisstücken. Die Hingerichteten wurden rehabilitiert.
Seit August 2005 wird mit einer Gedenktafel an die vier Hingerichteten erinnert. Diese Tafel steht auf einem Grundstück hinter dem Amtsgericht, einem Teil des ehemaligen Gefängnisgeländes. Darüber hinaus erinnert seit 2015 eine Tafel an die Opfer der Wehrmachtsjustiz, die im ebenfalls hier ansässigen Wehrmachtuntersuchungsgefängnis inhaftiert waren.
Kontakt
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (VVN/BdA)
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Stadtteilarchiv Ottensen e.V.
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