Gedenkstätte Bullenhuser Damm mit Rosengarten
Als eines von wenigen Gebäuden in Rothenburgsort blieb das Schulgebäude am Bullenhuser Damm während der Bombenangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 weitgehend unzerstört, während der Stadtteil selbst in Schutt und Asche versank. Die Stadt trat das Gebäude an die SS ab, die dort ein Außenlager des KZ Neuengamme errichtete. Bis zu 1.000 Häftlinge, die Trümmer beseitigen und Bomben räumen mussten, waren hier inhaftiert. Am 11. April 1945 wurden die KZ-Gefangenen nach Neuengamme zurückverlegt.
Morde am Bullenhuser Damm
Im Zuge der Räumung des KZ Neuengamme wurden am Abend des 20. April 1945 zwanzig jüdische Kinder, vier Häftlingsärzte und -pfleger sowie eine Gruppe sowjetischer Häftlinge in das ehemalige Schulgebäude gebracht. SS-Männer ermordeten in der folgenden Nacht die Kinder und ihre Betreuer, um Beweise für die an den Kindern zuvor in Neuengamme vorgenommenen medizinischen Versuche zu beseitigen. Die vermutlich 24 sowjetischen Häftlinge wurden ebenfalls erhängt.
Gegen das Vergessen
Ab August 1948 nahm die Schule ihren Betrieb wieder auf, ohne in irgendeiner Form der Taten von 1945 zu gedenken. Zwar erfolgte 1963 die Anbringung einer Gedenktafel und seither die Durchführung einer jährlichen Gedenkfeier am 20. April auf Initiative der "Arbeitsgemeinschaft Neuengamme". Doch erst Ende der 1970er-Jahre begann nach der Veröffentlichung einer Artikelserie von Günther Schwarberg im Magazin „Stern“ eine intensive öffentliche Auseinandersetzung mit dem Kindermord. 1979 wurde unter Beteiligung von Angehörigen der Ermordeten die „Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm“ gegründet und eine erste Ausstellung in den Kellerräumen der Schule eröffnet. Die 1980 nach Janusz Korczak benannte Schule stellte 1989 ihren Betrieb ein. Das Gebäude wurde anschließend für etwa zehn Jahre von einer Einrichtung der beruflichen Weiterbildung genutzt.
Gedenkstätte
Die Ausgestaltung der Gedenkstätte, die lange Zeit von der "Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm" privat betrieben wurde, erfolgte in mehreren Schritten. 1999 wurde die Gedenkstätte in städtische Trägerschaft überführt, 2011 um weitere Räume erweitert und umfassend neu gestaltet. Sie erinnert heute an die Verfolgungswege der Opfer, die Täter und medizinische Experimente im KZ Neuengamme sowie an das Außenlager Bullenhuser Damm. Die Texte sind auf Deutsch und Englisch, der Schwerpunkt liegt auf den Biografien der Ermordeten. Die Ausstellung informiert aber auch über die Auseinandersetzung mit dem Verbrechen nach 1945 und die Entwicklung der Gedenkstätte. Seit 1987 ist im Treppenaufgang das raumfüllende Wandbild „21. April 1945, 5 Uhr morgens“ von Jürgen Waller (geboren 1939) zu sehen, das den Keller der Schule am Morgen nach der Ermordung der Kinder zeigt.
Rosengarten
Zusätzlich zur Ausstellung erinnert seit 1985 ein von der Hamburger Künstlerin Lili Fischer (geboren 1947) konzipierter Rosengarten an die Opfer. Besucherinnen und Besucher können eine Rose pflanzen, um der Opfer zu gedenken. Am Zaun des Gartens sind von Verwandten persönliche kleine Gedenktafeln mit Porträtfotos und Texten angebracht. Außerdem erläutern in den acht Sprachen der Opfer verfasste Tafeln die Geschichte dieses Ortes.
Sowjetisches Mahnmal
Ebenfalls zum 40. Jahrestag der Befreiung 1985 wurde am Eingang zum Rosengarten eine vom sowjetischen Kulturministerium gestiftete Bronzeplastik des Künstlers Anatoli Mossijtschuk aufgestellt. Sie erinnert an die im ehemaligen Schulgebäude in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 erhängten sowjetischen Häftlinge. Das Denkmal, das ursprünglich für die im KZ Dachau ermordeten Rotarmisten angefertigt worden war, wurde durch den damaligen sowjetischen Generalkonsul eingeweiht.
Veranstaltungen
Die Kinder vom Bullenhuser Damm
Musikalisches Erinnern an die Kinder vom Bullenhuser Damm
Die Kinder vom Bullenhuser Damm
Kontakt
Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen
www.gedenkstaetten-hamburg.de
Öffnungszeiten:
Sonntag 10 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung
Führungen:
Buchbar über den Museumsdienst Hamburg unter info(a)museumsdienst-hamburg.de und Telefon: 040-428 131 0
Bezirksamt Hamburg-Mitte
mr@hamburg-mitte.hamburg.de