Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel
In der Nähe des Bahnhofs Poppenbüttel wurden in der zweiten Kriegshälfte in großer Zahl Plattenhäuser als Behelfswohnheime für ausgebombte Hamburger Familien errichtet. Die Bauarbeiten mussten Zwangsarbeiter, vor allem italienische Militärinternierte und KZ-Häftlinge des Frauenaußenlagers Sasel des KZ Neuengamme durchführen. Hungernd und entkräftet mussten sie das Gelände planieren, Gleise verlegen und die Baumaterialien zum Bauplatz transportieren. Die Betonfertigteile wurden zumeist im Klinkerwerk des KZ Neuengamme gegossen.
KZ-Außenlager Sasel
Das Außenlager Sasel des KZ Neuengamme bestand von September 1944 bis April 1945. Nahe der Mellingburger Schleuse waren in einem ehemaligen Kriegsgefangenenlager 500 Häftlinge untergebracht. Es waren nahezu ausschließlich Jüdinnen, aber auch einige Sintezzas, die in Auschwitz-Birkenau zur Zwangsarbeit selektiert und über das Außenlager Dessauer Ufer nach Sasel gebracht worden waren. Sie wurden als Arbeitskräfte an die Firmen Möller und Wayss & Freytag vermietet, die sie beim Bau der Plattenhäuser einsetzten. Außerdem mussten sie Aufräumungsarbeiten am Heiligengeistfeld, an der Sternschanze und am Bahnhof Rübenkamp leisten, wohin sie unter Aufsicht von SS-Aufseherinnen mit der S-Bahn gebracht wurden. Am 7. April 1945 ließ die SS das Außenlager Sasel räumen. Die Frauen wurden ins KZ Bergen-Belsen transportiert, wo viele von ihnen aufgrund der dort herrschenden unbeschreiblichen Zustände starben.
Plattenhaus
Auf dem Gelände der ehemaligen Plattenhaussiedlung stehen heute das Alstereinkaufszentrum und Wohnanlagen. Ein Plattenhaus ist jedoch erhalten geblieben. Seit 1985 ist es Museum und Gedenkstätte. Eine Behelfsheimwohnung des Jahres 1944 ist mit Originalmobiliar zu sehen: Sie zeigt die beengte Wohnsituation von „Ausgebombten“. Sie wurden von der Stadtverwaltung bevorzugt den Bediensteten in kriegswichtigen Versorgungseinrichtungen zugeteilt.
Ausstellung
2008 eröffnete die heutige Dauerausstellung in der Gedenkstätte Poppenbüttel, die über die Geschichte aller Frauenaußenlager des KZ Neuengamme in Hamburg informiert. Dargestellt sind die Haft- und Arbeitsbedingungen der inhaftierten Frauen und ihre Biografien. Auch die Strafverfolgung der Täter und Täterinnen nach 1945 ist thematisiert. Außerdem widmet sich die Ausstellung dem jüdischen Leben in Hamburg sowie der Verfolgung von Frauen im Nationalsozialismus.
Denkmale
Seit 1982 erinnert am Ort des ehemaligen Lagergeländes (Feldblumenweg, Ecke Petunienweg) ein Gedenkstein an das KZ-Außenlager Sasel. Die Initiative dazu ging von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Oberalster aus: 1980/81 erforschten sie im Rahmen eines Schulprojektes erstmals die Geschichte des Lagers und publizierten die Ergebnisse in einer Broschüre.
Auf dem Vorplatz der Gedenkstätte erinnert seit dem 1. September 1989 eine Skulptur von Franz Vollert an das Schicksal der Häftlinge und die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Die Holzskulptur symbolisiert einen „Friedensbaum“.
Die Gedenkstätte gehört zur Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen und wird auch von der Arbeitsgemeinschaft Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel ehrenamtlich betreut.
Weiterführende Links
Informationen über das KZ-Außenlager Sasel
Veranstaltungen
Kontakt
Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen
www.gedenkstaetten-hamburg.de
Öffnungszeiten:
Sonntag 10 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung
Führungen:
Buchbar über den Museumsdienst Hamburg unter info(at)museumsdienst-hamburg.de und Telefon: 040-428 131 0