Gedenktafel am ehemaligen KZ-Außenlager Spaldingstraße
Die sogenannte Georgsburg, ein siebenstöckiger Gebäudekomplex, wurde 1910 gebaut und zunächst als Tabakfabrik genutzt. Im Oktober 1944 wurde ein Teil des Gebäudes, das im Gegensatz zum gesamten Stadtteil Hammerbrook von den Bombardements der Alliierten fast verschont geblieben war, zum Außenlager des KZ Neuengamme erklärt und mit ca. 2000 männlichen Häftlingen aus dem KZ Neuengamme belegt. Eine ähnliche große Belegung wies nur noch das Außenlager Hamburg-Veddel (Dessauer Ufer) aus, doch beherbergte das Außenlager Hamburg-Hammerbrook (Spaldingstraße) zugleich den SS-Stützpunkt für alle Hamburger Außenlager des KZ Neuengamme.
Leben im Außenlager Spaldingstraße
Die Lebensbedingungen der Häftlinge, zumeist Russen, Polen, Franzosen, Belgier, Dänen, Tschechen und Deutschen waren katastrophal. Die Häftlinge mussten bis zum Sonnenuntergang in der bombenzerstörten Umgebung Aufräumungsarbeiten verrichten und die Verkehrsverbindungen wieder herstellen, zum Beispiel zerstörte Schienen reparieren. Die schwere körperliche Arbeit sowie die zum Teil lebensgefährlichen Einsatzorte der Häftlinge ließen die Zahl der Todesfälle rasch ansteigen. Mindestens 800 Häftlinge verloren ihr Leben.
Im April 1945 wurde das Lager aufgelöst und die Häftlinge in das Auffanglager Sandbostel in der Nähe von Bremervörde verlegt. Viele von ihnen starben vor und auch noch nach der Befreiung durch britische Truppen am 29. April 1945.
Gedenkort
Bereits in den 1980er-Jahren gab es erste Bemühungen um eine Gedenktafel am Ort des ehemaligen Außenlagers, die aber am Widerstand des Eigentümers scheiterten. Auf Initiative eines Hamburger Bürgers, dessen Onkel im Außenlager ums Leben gekommen war, und des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme konnte schließlich aber doch eine Kennzeichnung im Rahmen des Tafelprogramms „Stätten der Verfolgung und des Widerstands“ erfolgen. Nach schwierigen und langwierigen Verhandlungen mit der seinerzeitigen Eigentümerin des Gebäudes, der „Immobilien Verwertungsgesellschaft (IVG)“, wurden zwei Tafeln am 26. Oktober 2009 eingeweiht.
Differenzen um eine Gedenktafel
Wenige Wochen später wurden die Tafeln nach Beschwerden von Mietern als vermeintlich „geschäftsschädigend“ entfernt und an versteckter Stelle im nicht öffentlich zugänglichen Hinterhof des Gebäudes angeschraubt. Nach Protesten der Kulturbehörde, der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der jüdischen Gemeinde Hamburg und von Überlebendenverbänden wurden die Tafeln vom Eigentümer dann Ende November 2009 wieder an der Frontseite des Hauses befestigt. „Natürlich müssen die Tafeln an der Straße hängen, wo sie jeder sieht - und nicht versteckt im Hinterhof. Was geschehen ist, tut uns leid. Wir haben einen Fehler gemacht“, so der Niederlassungsleiter in seiner Erklärung.
Ausstellung
Nach einem Eigentümerwechsel eröffnete im Mai 2012 die Hotel- und Hostelkette A&O in dem sanierten Gebäudekomplex mit 2.000 Betten ein großes Hostel, das vor allem Jugendgruppen und Schulklassen Unterkunftsmöglichkeiten bietet. Der Betreiber ging bereits im Vorwege auf die KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu, um mit ihrer Vermittlung eine kleine Ausstellung über die Geschichte des Gebäudes und insbesondere seine Nutzung als KZ-Außenlager erstellen zu lassen. Diese Ausstellung in deutscher und englischer Sprache wird dauerhaft im Hotelfoyer gezeigt und ist dort öffentlich zugänglich.
Kontakt
Behörde für Kultur und Medien Hamburg
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