Neuer Friedhof Harburg
Auf dem 1892 eröffneten Neuen Friedhof Harburg sind neben den Kriegsgräberstätten für Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges auch Gräber von Bombenopfern sowie von Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu finden.
Eine 1940 angelegte Grabanlage mit Kissensteinen für 1707 Harburger Bombenopfer des Zweiten Weltkriegs befindet sich im westlichen Teil des Friedhofs. Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene mussten die Anlage der Gräber und die Beerdigung der Bombenopfer vornehmen.
Im zentralen Bereich des Neuen Friedhofs befindet sich eine Grabstätte für 476 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus verschiedenen Nationen (Belgien, Frankreich, Niederlande, Italien, Kroatien, Lettland, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Spanien, Tschechische Republik). 243 Opfer sind namentlich bekannt. Ihre Namen sind in zwölf einfache Liegeplatten eingemeißelt. Eine größere Gedenktafel nennt ihre Herkunftsländer. Diese Menschen waren so genannte "Fremdarbeiter" sowie Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme. Sie kamen durch Bombenangriffe auf ihre Zwangsarbeitsstätten im Hamburger Hafen (Deutsche Werft am Reiherstieg, Erdölfabrik Schindler, Wilhelmsburg-Eurotank) um, weil sie die Luftschutzkeller nicht betreten durften.
Im nordwestlichen Bereich des Neuen Friedhofs, am Beerentalweg, befindet sich eine weitere Grabanlage für Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Hier sind vermutlich 16 polnische Soldaten bestattet worden, die am Warschauer Aufstand 1944 teilgenommen haben. Sie wurden als Kriegsgefangene im Stammlagern (Stalag) X B Sandbostel registriert und von dort zum Arbeitseinsatz nach Hamburg transportiert. Die Männer kamen am 22. März 1945 bei einem Bombenangriff um. Ein weiterer, Czesław Olczyk, wurde in das Lazarett des Stalag X B eingewiesen, wo er wenige Tage später starb. Obwohl er auf dem Lagerfriedhof in Sandbostel bestattet wurde, ist auch sein Name auf dem Grabmal in Hamburg-Harburg zu lesen.
Schüler der Gesamtschule Harburg haben in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. eine Informationstafel in deutscher und polnischer Sprache am Mahnmal angebracht. Jährlich am 1. August, dem Jahrestag des Warschauer Aufstandes, findet dort eine Gedenkstunde statt.