Relief von Ernst Barlach auf dem Kriegerdenkmal am Rathausmarkt
Auf dem Friedhof Ohlsdorf sollte nach dem Ersten Weltkrieg eine „Heldengedächtnishalle“ zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten entstehen. Das Projekt wurde dann wegen zu hoher Kosten ad acta gelegt und der Hamburger Senat beschloss Ende der 1920er-Jahre, ein „KriegsGedenkmal“ in der Stadt zu errichten. Standort sollte, auf Anraten des damaligen Oberbaudirektors Fritz Schumacher, die Treppe zur Kleinen Alster am Rathausmarkt sein.
Barlach-Stele
Nach einem Wettbewerb wurde eine schlichte 21 Meter hohen Stele aus Muschelkalk von Architekt Klaus Hoffmann ausgeführt. Fritz Schumache beauftragte den Bildhauer Ernst Barlach (1870– 1938) mit einem sieben Meter langen Relief für die Stele: Es zeigt eine Schwangere mit einem Kind. Leitgedanke war, nach Angaben Barlachs, ein „Mutiges Zusammenraffen aus tiefem Leid“. Das Relief lenkt die Gedanken in erster Linie auf die Hinterbliebenen gefallener Soldaten. Deswegen war das Denkmal bereits vor seiner Einweihung am 2. August 1931 bei den Kriegerverbänden, in deutschnationalen Kreisen und bei den Nationalsozialisten heftig umstritten.
Ruwoldt-Relief
Der Fokus auf das Leid der Hinterbliebenen widersprach der Idee der nationalsozialistischen Machthaber von einer militärischen Gesellschaft. 1937 entschied die Baubehörde, das Relief zu ersetzen. Der Hamburger Bildhauer Hans Martin Ruwoldt (1891–1969) schuf das Relief eines sich aufschwingenden Adlers, das 1939 eingeweiht wurde. Ruwoldt stand zu dem Zeitpunkt bereits unter dem Druck künstlerischer Anpassung, da einige seiner Werke als sogenannte entartete Kunst diffamiert worden waren.
Wiederherstellung
Nach dem Krieg beauftragte der Senat 1949 den Steinmetz Friedrich Bursch (1884–1968) das zerstörte Barlach-Relief zu rekonstruieren. Seither ist das Denkmal „das offizielle Gefallenendenkmal der Stadt […] zur Erinnerung an die Toten beider Weltkriege“, wie es auf einer Erläuterungstafel heißt.
Kontakt
Bezirksamt Hamburg-Mitte
mr@hamburg-mitte.hamburg.de