denk.mal Fruchtschuppen C
Das am 16. Mai 2025 in der HafenCity eingeweihte Gedenkzeichen erinnert daran, dass der Fruchtschuppen C im Nationalsozialismus ein zentraler Tatort des Völkermords an den Sinti und Roma aus ganz Norddeutschland war. Es ergänzt den seit 2017 bestehenden Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof, der an die Deportation von insgesamt über 8000 Juden, Sinti und Roma erinnert.
Der Fruchtschuppen C war 1911 mit moderner Heiztechnik zur Lagerung von Südfruchten am Magdeburger Hafen in Betrieb genommen worden. Am 16. Mai 1940 wurden etwa 1000 Sinti und Roma in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremerhaven und der Weser-Ems-Region verhaftet. Sie wurden im Fruchtschuppen C im damaligen Freihafen unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten. Einige Tage später, am 20. Mai 1940, wurden die Familien mit einem Zug der Deutschen Reichsbahn in das Zwangsarbeitslager Belzec ins deutsch besetzte Polen nahe der sowjetischen Grenze deportiert. Weitere Deportationen folgten: Im März 1943 wurden über 300 Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau verschleppt, im April 1944 etwa 30 weitere.
1949 erfolgte der vollständige Abriss des Fruchtschuppens C, um Platz für die Erweiterung des benachbarten Gaswerks zu schaffen. Nach dessen Schließung 1976 wurde das Areal erneut überbaut. Heute befindet sich hier das südliche Überseequartier der HafenCity.
Das Gedenkzeichen befindet sich auf der heutigen Promenade am Magdeburger Hafen. In der Baumreihe ist ein Baum bewusst ausgelassen. Die so entstandene Leerstelle soll den Verlust der deportierten Menschen symbolisieren. Das Gedenkzeichen denk.mal Fruchtschuppen C ist an dieser Stelle aus der Achse der Baumreihe herausgerückt und schiebt sich dadurch den Passierenden in den Weg.
Es besteht aus sechs Betonstelen, die auf einer Grundfläche von vier mal vier Metern parallel zueinander aufgestellt sind. Auf den äußeren Flächen sind schemenhaft die Silhouetten von Menschen zu erkennen: Frauen, Männer und Kinder. Der Schriftzug „Fruchtschuppen C“ und das Profil der zusammengestellten Betonstelen verweisen auf den historischen Ort.
Im Inneren informiert das Gedenkzeichen über die Verfolgung und die Deportationen der Sinti und Roma aus dem norddeutschen Raum. In die Stelen eingelassene Tafeln mit Texten, Bildern, Zitaten und Biografien von Verfolgten informieren über die Verbrechen und ihre Nachgeschichte.
An der Entwicklung des Gedenkzeichens waren die Rom und Cinti Union e.V., der Landesverein der Sinti in Hamburg e.V., die Behörde für Kultur und Medien, die HafenCity Hamburg GmbH, die Unibail- Rodamco-Westfield Germany GmbH und die Stiftung Hamburger Gedenkstatten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen beteiligt. Die Gestaltung übernahmen BBS Landscape Engineering GmbH und Michael Teßmer/gwf-ausstellungen.
Das denk.mal Fruchtschuppen C wird durch eine Tafel im Programm „Stätten der Verfolgung und des Widerstandes 1933–1945“ des Denkmalschutzamtes der Behörde für Kultur und Medien flankiert. Eine erste Tafel in diesem Programm war 2001 an der Baakenbrücke (heute Magdeburger Brücke) angebracht worden. Sie war von der Schülerin Viviane Wünsche initiiert worden. Der damalige Text wurde aktualisiert.
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