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Gedenktafel für das Zwangsarbeitslager Norderstraße

Gedenktafel für das Zwangsarbeitslager Norderstraße am Bezirksamt Altona, Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt.
Gedenktafel für das Zwangsarbeitslager Norderstraße.
Stolpersteine vor dem Bezirksamt Altona, Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt.

Vor dem Technischen Rathaus in Altona erinnert seit 2013 eine Gedenktafel an das Zwangsarbeiterlager, das sich ab April 1942 auf einem nahe gelegenen Gelände befand. Gemeinsam mit der Tafel wurden Stolpersteine für 13 französische Zwangsarbeiter verlegt, die dort bei den Luftangriffen im Juli 1943 ums Leben kamen. Dem vorangegangen war die Anfrage eines ehemaligen französischen Zwangsarbeiters, der sich 2011 an die Stadt Hamburg gewendet hatte.  

Text der Gedenktafel:

Südlich von hier, auf dem Gelände zwischen Virchowstraße, Eschelsweg, Grotjahn- und Mörkenstraße befanden sich, in einem alten Gebäudekomplex, bis 1941 ein städtisches Altenheim und eine "Irrenanstalt". Ab Mitte des Jahres 1941 wurden die Gebäude geräumt und die Bewohner des Altenheimes entweder privat oder in städtischen Altenheim in Bahrenfeld / Friedhofstraße, heute Holstenkamp, untergebracht. 20 Frauen und 25 Männer aus der "Irrenanstalt" wurden nach Meseritz-Obrawalde / Posen gebracht und 11 Frauen nach Zwiefalten in Württemberg. Beide Anstalten sind für ihre Beteiligung an den "Euthanasie"-Morden bekannt. 22 der nach Meseritz-Obrawalde Deportierten sind dort nachweislich ermordet worden.

In den geräumten Gebäuden wurden ab April 1942 Zwangsarbeiter untergebracht. Sie wurden von den Nationalsozialisten aus den besetzten Ländern nach Deutschland zur Arbeit zwangsverpflichtet, teilweise hierher verschleppt. Sie mussten die deutschen Männer ersetzen, die an der Front waren. Zum größten Teil waren es aus der damaligen Sowjetunion – Ukraine und Weißrussland – stammende junge Männer. Die zweite große Gruppe bildeten junge Franzosen, auch einige Belgier und Polen waren im Lager. Die meisten wurden nach wenigen Wochen auf andere Lager im Raum Altona verteilt oder in Zwangsarbeiterlager im Osten, zum Beispiel Kattowitz, gebracht. Andere kamen nach Auschwitz-Bunawerke, wo sie unter brutalen Bedingungen für den IG-Farben-Konzern Zwangsarbeit leisten mussten.

Von 1942 bis zu seiner Zerstörung haben mindestens 3000 Zwangsarbeiter das Lager Norderstraße durchlaufen. In der Nacht vom 24./25. Juli 1943, als Altona-Altstadt den Bomben der Alliierten zum Opfer fiel, wurde auch das Zwangsarbeiterlager zerstört und eine noch unbekannte Anzahl von Lagerinsassen kam ums Leben.

Mit dieser Tafel soll der als Zwangsarbeiter ausgebeuteten Menschen gedacht werden, von denen viele in der Norderstraße ihr Leben verloren oder von hier aus in den Tod geschickt wurden.

Weitergehende Informationen zur Geschichte der Norderstraße finden sich in einem Aufsatz von Dorothea Freudenberg: Die Irrenanstalt in der Norderstraße und die Euthanasie (pdf auf der Webseite des Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein).

Gedenktafel
Gedenktafel für das Zwangsarbeitslager Norderstraße
Altona-Altstadt
Jessenstraße 1

Kontakt

Stadtteilarchiv Ottensen e.V.

Zeißstraße 28
22765 Hamburg
Telefon: 040-3903666
Kategorien:
Gedenktafel
Themen:
Opfergruppen