Gedenkwand in der St.-Lukas-Kirche
Am 27. Januar 2002, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, wurde mit einem Gottesdienst in der Gedächtniskapelle der St.-Lukas-Kirche eine Gedenkwand für die zivilen Opfer des Nationalsozialismus im Stadtteil Fuhlsbüttel eingeweiht. Sie bildet eine Ergänzung zum 1963 entstandenen "Totenteppich" aus Steinplatten für die gefallenen Soldaten des Stadtteils.
Idee für eine Gedenkwand
Die Initiative für eine Gedenkwand war vom Kirchenvorstand ausgegangen, der die Idee ans Gymnasium Alstertal weitergab. Im Leistungskurs Kunst wurden dann Entwürfe zur Gestaltung der Gedächtniskapelle entwickelt. Der Kirchenvorstand entschied sich für ein Wandrelief mit 25 verschiedenen rechteckigen Kacheln.
Es entstand eine Projektgruppe aus sechs Schülerinnen und Schülern mit ihrem Kunstlehrer und Schulleiter sowie fünf Mitgliedern der St.-Lukas-Gemeinde. Die Schülerinnen und Schüler setzten sich intensiv mit der Geschichte des Konzentrationslagers Fuhlsbüttel und dem Schicksal von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus den Niederlanden, Polen, Dänemark, Frankreich und der Sowjetunion auseinander und trafen auf Initiative der Willi-Bredel-Gesellschaft auch einen ehemaligen Zwangsarbeiter. Sie forschten im Schularchiv zur Geschichte ihres Gymnasiums im Nationalsozialismus, insbesondere zum Schicksal der Lehrerin und späteren Schulleiterin Erna Stahl, die 1943 wegen ihrer Arbeit im Widerstand verhaftet worden war. Das Projekt wurde mit dem Bertini-Preis 2001 ausgezeichnet.
Einzelschicksale
Einzelne Gemeindemitglieder interviewten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, erforschten die Kirchengeschichte und recherchierten u.a. im Staatsarchiv zu Einzelschicksalen ehemaliger jüdischer Fuhlsbütteler Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Forschungsergebnisse wurden Themen der Gedenkwand. Hierzu gehören unter anderem das Schicksal der Malerin Anita Reé, deren von der Kirche in Auftrag gegebenes Altarbild aufgrund ihrer jüdischen Herkunft abgelehnt wurde, das als „Judenhaus“ missbrauchte ehemalige Mendelson-Israel-Stift in der Straße Kurzer Kamp 6, aus dem 35 Jüdinnen und Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert und ermordet wurden sowie Schicksale einzelner verfolgter jüdischer Familien aus Fuhlsbüttel.
Gemeinsam wurden die Kacheln aus Ton gefertigt und im Schulofen gebrannt. Die Abschlusskachel – eine leere Kachel – steht symbolisch für alle Opfer, deren Schicksal nicht bekannt ist, für die Orte des Unrechts, die nicht benannt sind sowie für die Alltagsgeschichten, die nicht erzählt wurden.
Stolpersteine
2005 entstand ein Folgeprojekt mit der Verlegung von Stolpersteinen für die einzelnen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung aus dem Stadtteil, für das u.a. Schülerinnen und Schüler Geld sammelten. Inzwischen wurden 50 Stolpersteine in Fuhlsbüttel verlegt und, wenn möglich, gemeinsam mit Angehörigen eingeweiht. Jedes Jahr werden die Stolpersteine von Schulklassen aus dem Stadtteil am Gedenktag Jom haShoah gereinigt und der Opfer gedacht.
Kontakt
Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Lukas zu Hamburg-Fuhlsbüttel
st.lukas@gmx.de
www.sanktlukas-fuhlsbuettel.de/
Öffnungszeiten:
Montag 12 bis 15 Uhr,
Dienstag und Donnerstag 10 bis 12 Uhr