Gegendenkmal zum "76er-Denkmal"
Zwischen Stephansplatz und Dammtorbahnhof steht seit 1936 das sogenannte 76er-Denkmal: Der sieben Meter hohe Block aus Muschelkalk, entworfen vom Bildhauer Richard Kuöhl (1880-1961), wurde auf Initiative ehemaliger Angehöriger des Infanterie-Regiments 76 errichtet. Um den Block läuft ein Relief von 88 lebensgroßen Soldaten: Sie marschieren in den Krieg. Die Inschrift lautet: „Deutschland muss leben und wenn wir sterben müssen“.
Diskussionen um das Denkmal
Obwohl das Denkmal in Vorbereitung eines neuen Weltkrieges entstand und nicht an gefallene Soldaten erinnert, wurde es von der britischen Militärregierung nach 1945 nicht wie andere NS-Denkmäler abgetragen. Im Laufe der 1970er-Jahre wurde die öffentliche Kritik am Denkmal immer lauter, und Anfang der 1980er-Jahre schrieb der Senat einen Wettbewerb zur „künstlerischen Umgestaltung der Denkmalsanlage“ aus. 1983 wurde der Entwurf eines vierteiligen Gegendenkmals des Wiener Bildhauers Alfred Hrdlicka (1928–2009) zur Ausführung bestimmt.
Gegendenkmal
Der erste Teil des Gegendenkmals wurde am 8. Mai 1985 eingeweiht und trägt den Namen „Hamburger Feuersturm“. Es ist eine Wand aus Bronze, unregelmäßig und nach oben immer brüchiger werdend, mit herausgearbeiteten brechenden Balken und verbrannten Leichen aus Bronze und Marmor.
Die Einweihung des zweiten Teils, „Fluchtgruppe Cap Arcona“, fand am 29. September 1986 statt. Dieser aus Marmor gearbeitete Teil zeigt eine Menschengruppe, die von einer großen Welle erfasst wird. Er erinnert an die circa 7.000 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme, die nach der Lagerräumung von der SS auf Schiffe, darunter die „Cap Arcona“, verbracht wurden. Sie fanden bei der irrtümlichen Versenkung durch britische Bomber in der Lübecker Bucht am 3. Mai 1945 den Tod.
Aufgrund hoher Herstellungskosten war das vorgesehene Budget für das Gegendenkmal bereits nach der Vollendung der ersten beiden Teile erschöpft. Die beiden geplanten Teile „Soldatentod“ und „Frauenbild im Faschismus“ wurden nicht mehr verwirklicht.
Planungen für ein Deserteursdenkmal
Im Juni 2012 beschloss die Hamburgische Bürgerschaft einstimmig die Schaffung eines Gedenkorts zur Erinnerung an die Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz. Als Standort wurde dafür die Fläche beim 76er-Kriegerdenkmal und Gegendenkmal vorgeschlagen. Im November 2015 wurde der zwischen dem 76er Kriegerdenkmal und dem Gegendenkmal plazierte "Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz" fertiggestellt.
Kontakt
Behörde für Kultur und Medien Hamburg
www.hamburg.de/bkm