Wandbild für die Frauen vom Dessauer Ufer
Zwischen dem 6. Juli und Mitte September 1944 befand sich im Speicher G am Dessauer Ufer im Freihafen ein Frauenaußenlager des KZ Neuengamme. 1.000 Frauen, meist Jüdinnen tschechischer Nationalität, waren Anfang Juli 1944 im KZ Auschwitz für den Arbeitseinsatz in Hamburg selektiert worden. Zwei Monate später trafen am Dessauer Ufer noch weitere 500 zumeist polnische Jüdinnen ein. Sie waren im Getto Litzmannstadt (Łódź) inhaftiert und ebenfalls in Auschwitz-Birkenau für den Arbeitseinsatz in Hamburg selektiert worden waren. Einige Frauen waren 1941/42 zuvor aus Hamburg und anderen deutschen Städten ins Getto Litzmannstadt deportiert worden. Die in dem ehemaligen Getreidespeicher untergebrachten 1.500 Frauen mussten bei Mineralölraffinerien und anderen Hafenbetrieben Aufräumarbeiten leisten.
Wandbild
An diese Ausbeutung und unmenschliche Unterbringung erinnert ein Wandbild von Cecilia Herrero und Hildegund Schuster aus dem Jahr 1995. Mittelpunkt des Werks ist ein Portrait von Lucille Eichengreens, 1925 als Cecilie Landau in Hamburg geboren. Als 16-jährige wurde sie aus rassistischen Gründen im Oktober 1941 zusammen mit ihrer Mutter Sala Landau und ihrer jüngeren Schwester Karin in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Später wurden sie in das Konzentrationslager Auschwitz verbracht. Im Sommer 1944 kehrte Cecilie Landau als KZ-Häftling zur Zwangsarbeit in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. Vom Dessauer Ufer kam sie ins Außenlager Sasel des KZ Neuengamme und von dort gegen Kriegsende ins KZ Bergen-Belsen. Dieses Schicksal teilte sie mit 500 weiteren Frauen, zumeist polnische Jüdinnen, aus dem Außenlager Dessauer Ufer. Cecilie Landau überlebte als einzige ihrer Familie überlebte und emigrierte nach dem Krieg in die USA. Sie veröffentlichte später mehrere Bücher über die Geschichte des Holocaust, wurde vielfach hoch geehrt, unter anderem mit der Ehrendoktorwürde der Universität Gießen. Sie verstarb 2020 in Oakland.
FrauenFreiluftGalerie
Das Wandbild ist Teil der Hamburger "FrauenFreiluftGalerie": Seit 1994 engagieren sich hier Künstlerinnen aus Hamburg und Übersee. Sie thematisieren Frauenleben und Formen weiblicher Arbeit.